Gefahrenabwehr im Trinkwasser-Schutzgebiet

Ehemalige Dachpappenfabrik Dr. Kohl in Dorsten

Mehr als 100 Jahre lang wurden auf dem ca. 10.000 m² großen Standort der ehemaligen Dachpappenfabrik Dr. Kohl südlich der Dorstener Innenstadt Dachpappen auf Teer- und Bitumen-Basis gefertigt – mit gravierenden Schäden für die Umwelt, wie sich nach der Betriebsschließung im Jahr 2001 zeigte: Teeröl-Schadstoffe waren in den Boden gesickert und hatten sich im Grundwasser bis zu einem mehr als 100 Meter weit entfernten Bach ausgebreitet: Im Schölzbach schimmerten immer wieder regenbogenbunte Ölschlieren und größere „Teerölpunkte“.

Projektübersicht

Projektname:
Ehemalige Dachpappenfabrik Dr. Kohl in Dorsten

Projektzeitraum:
Juni 2012 bis Juni 2016; im Jahr 2017 erfolgte noch die Sanierung des ehemaligen Betriebsparkplatzes

Standort:
Südlich der Dorstener Innenstadt zwischen Gladbecker Straße und Auf dem Beerenkamp

Fläche:
rund 10.000 Quadratmeter, entspricht etwas mehr als einem Fußballfeld

Bisherige Nutzung:
Das Areal lag seit 2001 brach, zuvor seit 1900 Produktion von Teer-, später von Bitumen-Dachpappen.

Belastung des Bodens durch:
typische Teeröl- und Bitumen-Schadstoffe wie Naphthalin, Benzo(a)pyren und weitere polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW), Phenole sowie Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylole (BTEX); zudem fand sich auf weiten Teilen des Betriebsgeländes sowie auf dem Betriebsparkplatz eine flächenhafte, künstliche Anschüttung mit unterschiedlichen Bestandteilen wie Bauschutt, Schlacken und Betonresten.

Besondere Herausforderungen:
Die Schadstoffe haben sich im Grundwasser bereits verbreitet und waren in einem nahen Bachlauf und in Gärten der Nachbarschaft nachweisbar. Zudem liegt die Altlast in einem Trinkwasserschutzgebiet der Zone IIIC.

Neue Nutzung:
Die Stadt Dorsten nutzt das sanierte Gelände für eine Wohnbebauung.

 

Die alte Dachpappenfabrik

schien zunächst nur ein kleines Ärgernis darzustellen. Gleich nach der Insolvenz und der Schließung des Betriebes hatte der Kreis Recklinghausen im Jahr 2002 das Gelände oberflächlich aufräumen lassen. Gefährliche, offen herumliegende Abfälle wurden fachgerecht entsorgt. Zwar waren einige Maschinen und technische Anlagen demontiert und verkauft worden, ein Großteil der alten Geräte und Anlagen blieb jedoch stehen, darunter Rührwerke und Silos, die noch Produktreste enthielten. Vandalismus beschleunigte den Verfall der alten Produktionsstätte, die so zu einem Makel in dem ansonsten reizvollen Wohngebiet wurde. Die Dorstener Innenstadt gleich an der Lippe ist nur einen kurzen Spaziergang nach Norden entfernt, südlich grenzt das Viertel an die alte Bauernschaft Tönsholt und an die Kirchhellener Äcker, Obstplantagen, Spargel- und Erdbeerfelder.


Die ernste Gefahr für Mensch und Umwelt,

die von der alten Fabrik ausging, wurde erst 2005 bei genaueren Untersuchungen von Boden, Grundwasser und nahem Bachbett deutlich: Es fanden sich weiträumig erhebliche Belastungen mit Teeröl-Rückständen, vor allem PAK-Verbindungen hatten sich bis zum mehr als 100 Meter weit entfernten Bach im Grundwasser ausgebreitet. Bei starken Regenfällen gelangten die Schadstoffe in so großer Menge in das Fließgewässer, dass sie als Ölschlieren und Teerölpunkte sichtbar waren. Nicht zuletzt liegt die Altlast innerhalb des Trinkwasserschutzgebiets der Wassergewinnungsanlage Holsterhausen, deren Förderbrunnen rund drei Kilometer entfernt sind.


Der Kreis Recklinghausen handelte

und beantragte im Jahr 2007 beim AAV die Sanierung der Fläche. Die Delegiertenversammlung nahm das Projekt im gleichen Jahr in den Maßnahmenplan auf, und bald danach begannen die Sanierungsuntersuchungen und -planungen.


Zunächst mussten die alten Produktionsanlagen und Gebäude

weichen. Beim Rückbau fielen große Mengen kontaminierter Baustoffe an, zudem mussten die noch immer vorhandenen gefahrstoffhaltigen Produktionsreste und Betriebsstoffe entsorgt werden. Das war im Dezember 2012 erledigt. Dann ging es an die „Quellsanierung“, das heißt: Die Schadstoffherde rund um eine tiefreichende Teerölgrube und unterhalb einer ehemaligen Teeröl-Destillationsanlage wurden entfernt.


Da ein Wohngebiet auf der sanierten Fläche entstehen soll,

mussten nicht nur die tiefgründigen Schadensherde beseitigt, sondern auch die Anschüttung großflächig abgetragen werden. Schließlich wurde das Gelände mit sauberem Boden aufgefüllt, so dass dort nun neue Wohnhäuser gebaut werden können – innenstadtnah und direkt an den Feldern und Äckern Richtung Kirchhellen.


Im Jahr 2017 wurde auch noch der ehemalige Betriebsparkplatz,

der nördlich auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Geländes liegt, saniert. Die Bodensanierung ist damit abgeschlossen. Das Areal ist größtenteils bebaut. Grund- und Oberflächenwasseruntersuchungen laufen noch.


Zurück